Der Weiler Winkel gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten von Horw und geht mindestens in 12. Jahrhundert zurück.

Die Häuser beim Rank bilden durch ihr Volumen und ihre Stellung das Tor zum Weiler Winkel. (Bild links)

Der Kern des Weilers Winkel bilden die Dreikönigskapelle, das alte Zollhaus und einige ältere Wohnhäuser. (Bild rechts)


Historischer Ortskern

Die Struktur des Weilers Winkel und seine Gebäude haben beinahe unangetastet überdauert. Nebst dem Zollhaus und der Dreikönigskapelle führt das Horwer Ortsbildinventar rund zehn schützenswerte Wohn- und Gewerbehäuser im Winkel auf. Es sind die zehn Häuser, die schon zur Blütezeit den Winkel bildeten - und die also fast vollzählig die letzten 150 Jahre überstanden haben. Selbst den Entwicklungsschub, den Horw in den Fünfziger- und Sechzigerjahren erlebte und der sich im Winkel relativ bescheiden ausnahm: Einige wenige Mehrfamilienhäuser sowie - an den Hanglagen der Halbinsel - eine ganze Anzahl Einfamilienhäuser und Terassenhäuser entstanden. 

 

1983 wurden mehrere Grundstücke oberhalb des Weilers ausgezont, nachdem die Bevölkerung einer Initiative der Landschaftsschutzorganisation Pro Halbinsel zugestimmt hatte. 

(zitiert aus dem Band Horw, März 1999, Seite 39, Hrsg. Gemeinde Horw)

 

Seinen Charakter als Weiler hat der Winkel behalten. Im Bau- und Zonenreglement 1976 wurde der Winkel der Kurzone zugeteilt und dem Schutz und Erhalt des Kerns grosse Beachtung geschenkt.

 

Bei der Revision des Bau- und Zonenreglements im Jahr 2011 wurde dann der alte Kern als Kernzone bestimmt. Diese Kernzone dient dem Schutz und der massvollen Weiterentwicklung des historischen Ortsteils. In einem Bebauungsplan müssten die Rahmenbedingungen für eine einheitliche Weiterentwicklung und Wahrung des historischen Charakters festgehalten werden. Der Quartierverein Winkel Horw setzt sich dafür ein, dass diese Vorgaben auch tatsächlich eingehalten werden.


Dreikönigskapelle

Die früheren Siedlungen in Horw sind am See entstanden, da sich dieser als Verkehrsweg anbot. Zu Fuss gelangte man von Luzern aus nach Unterwalden, unter anderem dem Bireggwald und der Hanglehne des Kirchfeldhügels entlang, bei der Waldegg auf der Höhe des Käppeli und ungefähr dem heutigen Kirchweg folgend nach Winkel. Von dort wurden Leute und Waren per Schiff nach Stansstad und Alpnachstad weitertransportiert. 

 

Die Seefahrt war oft eine unsichere und unwirtliche Angelegenheit. So entstanden aus dem Bedürfnis, sich an Leib und Seele zu stärken, sowohl eine Wirtschaft als auch eine Kapelle. Dieses Gotteshaus wurde schon um 1550 erwähnt. Der heutige Bau wurde 1648 errichtet und 1658 der Muttergottes und den Hl. Drei Königen geweiht. Darum wird jeweils am Sonntag nach dem Dreikönigsfest die Winkler Chilbi gefeiert. 

 

Die Kapelle ist ein Rechteckbau mit dreiseitigem Chorabschluss, Rundbogenfenster und einem offenen Dachreiter mit achtseitigem Spitzhelm. Die darin hängende Glocke trägt die Jahrzahl 1664 und die Inschrift "Ave Maria, gratia plena". 1819, also rund 180 Jahre später, wurde der Bau erstmals renoviert.

 

Eine zweite Renovation kam 1934 zur Ausführung. Dabei baute man die heutige, sechsfach gebrochene Holztonnendecke ein. Die in den einzelnen Feldern von Malermeister Alois Betschart gestalteten Familienwappen erinnern an die Spender der Kapellerneuerung. Es sind die Horwer Korporationsbürgergeschlechter Buholzer, Dürler (Türler), Haas, Heer, Hildebrand, Kaufmann, Reinhard, Schnider, Sigrist, Spengler und Studhalter.

Weitere Felder zeigen die Namen des damaligen Kirchenrates sowie anderer Behördenmitglieder von Horw. An der Chordecke sind der damalige Pfarrer Jakob Zemp, sein Vorgänger Jost Alois Furrer und J. Bölsterli sowie Stiftskaplan Häberli, der in Horw Vikar war, mit ihren Wappen farbig dargestellt. 

 

In einer dritten Renovation wurde 1970 der Chor umgestaltet. Der verwurmte, neugotische Altaraufsatz wurde entfernt, so dass nun die alte Marienstatue, die aus der Frühzeit des Kirchleins stammt, besser zur Geltung kommt. Der Altar wurde entsprechend der Liturgiereform in die Mitte des Chores gestellt. Links und rechts befinden sich Statuen des       Hl. Jakobus und des Hl Nikolaus. Der Hl. Jakobus, mit Mantel und Muschel, ist der Schutzheilige der Pilger. Der Hl. Nikolaus trägt ein Buch mit drei Kugeln. 

 

Das Chorgitter wird der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zugeschrieben. In der Chorwand rechts unten befindet sich ein gusseiserner Kasten, der ebenfalls aus der ersten Zeit der Kapelle stammt, und der wahrscheinlich als Tabernakel diente. Im Jahre 1982 wurde die Kapelle in das Verzeichnis der schützenswerten Kulturobjekte aufgenommen. 

 

(Aus "Kapelle Winkel, Horw: Einiges zur Geschichte" von Peter Haas, alt Kirchmeier)

 

Jeweils am 1. Mittwoch im Monat, ausgenommen Schulferien, findet in der Winkel-Kapelle eine Eucharistiefeier statt. 


Dormenhaus

Das Dormenhaus - ein wunderschönes Haus - mitten in unserem Winkel - mit einer interessanten Geschichte:

 

Gemäss Datierung am Haus 1763 erbauter Kopfstrickbau. Typisches Luzerner Bauernhaus.

 

Gülten aus der zweiten Hälfte des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts zeigen, dass es sich beim heute bestehenden Bau nicht um das erste Dormenhaus handelt. Man weiss, dass von 1662 bis 1693 ein Horwer namens Heinrich Dürler den stattlichen Bauernhof besass. Eine Reihe von Gülterverschreibungen (Pfandbriefen) zeichnet den Weg des Gehöftes bis ins 18. Jahrhundert auf.

 

Im Jahre 1758 führen die ersten Spuren einer freiwilligen "öffentlichen Schule" in die Stube des Dormenhauses.  Vor 1798 gab es nur in wenigen ländlichen Gemeinden öffentliche Schulen und dort waren nur die Gemeindevorsteher des Lesens und Schreibens kundig. Fahrende, einheimische oder fremde "Schulmeister" belehrten in dieser Zeit während wenigen Winterwochen die lernwilligen Kinder und Erwachsenen in Weilern und Dörfern.  

 

Der erste Lehrer in Horw, Jakob Kaufmann, trat bereits 40 Jahre früher als ein von Idealen geprägter Mann seinen freiwilligen Dienst in der "Dormenstube" an. Er stand aber im Rufe abergläubisch zu sein und der Schatzgräberei und der Geisterbeschwörung zu huldigen. Deswegen wurde er vor den Landvogt zitiert, wo man ihn verhörte. Auch war der Pfarrer ihm nicht wohlgesinnt. Jakob Kaufmann zitierte damals: "Und Ihn an den Galgen zu bringen gesucht, wenn er hette können, weil die Kinder lieber zu Ihme kommen und geschickt werden, als zum Herrn Pfarrherrn." In der Zwischenzeit schien sich also auch der Pfarrer im Dorfe um Schüler beworben zu haben. Lehrer Kaufmann musste daraufhin bis zum Jahre 1760 das Unterrichten einstellen. Nach ihm setzte sein Sohn Klemens (22 Jahre später) sein Werk fort. Eine eigentliche öffentliche Schule wurde 1794 in Horw wiederum von Klemens Kaufmann geführt und hatte ihr Schullokal immer noch im "Dormenhaus", später dann in einem Wirtshaus. Jedes Kind bezahlte dem Schulmeister wöchentlich einen Batzen Schulgeld. Mit der Staatsumwälzung um 1798 wurde den schulischen Belangen mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

(zitiert aus einem Zeitungsbericht von Robert Müller, Zeitung und genaues Datum nicht bekannt)

 

Während des Kirchenbaus im Jahre 1908 beherbergte das Dormenhaus kurze Zeit auch eine Nagelschmiede. Danach wurde dort ein Landwirtschaftsbetrieb geführt. 

 

1960 wird das Dormenhaus unter kantonalen Denkmalschutz gestellt. Das Haus ist zusammen mit dem Zollhaus der wichtigste Profanbau von Winkel.  

 

In den Jahren 1965/66 wurde das Haus unter dem Patronat des Heimatschutzes vollständig demontiert und mit neuen Inneneinrichtungen - und der alten Fassade - wieder aufgebaut.

 

Der Hofname Dorme(n) geht auf den Familiennamen Tormann, Dormann zurück, der in Horwer Quellen seit dem 16. Jh. belegt ist. Im Jahre 1607 war Caspar Tormann Besitzer der Winkelhalde, die neben dem späteren Gut Dormen liegt. 

 

Aus Anlass des 250-jährigen Bestehens des Dormenhauses durfte der Quartierverein Winkel, zusammen mit der Eigentümer-Familie Parolini, am 16. Juni 2013 die Winkler zu einer Besichtigung des Dormenhauses einladen. Markus Keller (ein ehemaliger Lehrer von Horw), der seit vielen Jahren dem Winkel eng verbunden ist und sich mit der Geschichte der historischen Gebäude hier befasst, brachte uns die Geschichte dieses wunderschönen Hauses inmitten unseres Quartiers mit vielen interessanten Informationen, Geschichten und Fotos näher. Es war ein sehr schöner und interessanter Anlass, der uns allen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.

 

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Dormenhaus auf 20 Rp.-Bundesfeiermarke 1949 und auf einer Marke Liberias 1956
Dormenhaus_Stempel, Ansichtskarten, Brie
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Zollhaus

"Haus aus dem Jahre 1576 in Winkel" steht in einer illustrierten Zeitungsbeilage von 1915 geschrieben. Bauernhausforscher Ernst Brunner sowie Holzanalysen weisen auf den gleichen Zeitraum hin. Es ist ein in Blockwerk gezimmertes Bauernhaus.

1699:   Eröffnung einer Zollstätte und Wechselstube des Staates Luzern.

 

1848:   Aufhebung der Zollstellen Winkel und Ennethorw

 

1926:   Der kleine Laden im Untergeschoss wird geschlossen.

 

Im Laufe der Zeit verändern verschiedene Um- und Ausbauten die Süd- und Ostseite sowie das Innere der drei Wohnungen Winkelstrasse 36, 38 und 40. Die nördliche Hausecke wird rondellartig zurückgeschnitten (Trottoir).

 

1969:   Die Einwohnergemeinde wird Eigentümerin des Zollhauses.

 

1988:   Das Projekt für eine Rekonstruktion des alten Zollhauses wird in einer Volksabstimmung verworfen.

 

1994:   Der Einwohnerrat Horw beschliesst, das Zollhaus abzureissen und durch einen zeitgenössischen Holzbau zu ersetzen. Es wird ein Wettbewerb durchgeführt, bei dem das Projekt "Konsens" der Architekten Battagello+Hugentobler gewinnt.

 

1997:   Es regt sich Widerstand gegen den Abbruch des historischen Zollhauses. Übergabe der von 1898 Personen unterschriebenen Petition "Ich befürworte den Erhalt des Zollhauses im Winkel, Horw" an den Gemeinderat. Die Genossenschaft Pro Zollhaus wird gegründet. 

 

1998:   Der Einwohnerrat beschliesst, das Zollhaus der Genossenschaft Pro Zollhaus im Baurecht zu übergeben und sich finanziell zu beteiligen. Es wird eine sanfte Renovation des Zollhauses vorgenommen, unter der Leitung von Architekt Franz Bucher, Horw.

 

1999:   Zwei Familien ziehen in das renovierte Zollhaus ein und erfüllen es wieder mit Leben.

(Zitiert aus der Informationstafel am Zollhaus).

 

Wie werden Sie Genossenschafter der Pro Zollhaus?

Unterstützen auch Sie das Zollhaus und werden Sie Mitglied der Genossenschaft Pro Zollhaus. Voraussetzung ist der Erwerb eines Anteilsscheins im Wert von Fr. 500.-. 

Melden Sie sich dazu beim Präsidenten der Genossenschaft Pro Zollhaus:

Herr

Urs Manser

Winkelstrasse 18

6048 Horw

ursmanser@gmx.ch

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Lesenswert: Das Zollhaus in der Geschichte des Weilers Winkel
Das Zollhaus in der Geschichte des Weile
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